"Der Sozialstaat unter Druck" Geraer Gespräch am 15. Oktober mit Prof. Dr. Stephan Lessenich

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Sozialstaats sind Thema des nächsten Gesprächs der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen am Dienstag, dem 15. Oktober, um 18 Uhr im Stadtmuseum. Vortrag und Diskussion bestreitet Prof. Dr. Stephan Lessenich. 

Stephan Lessenich, geboren 1965 in Stuttgart, ist seit Jahresbeginn Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Der Professor für Soziologie an der FSU Jena – wo er seit 2004 wirkt – beschäftigt sich seit vielen Jahren insbesondere mit Fragen der Sozialpolitik und des Sozialstaats – seiner permanenten „Krise“, seinem schrittweisen „Umbau“ und möglichen Alternativen.

Denn globaler Wettbewerb, demografischer Wandel und knappe Kassen gehören zu den Elementen eines komplexen Zusammenhangs, der den Sozialstaat seit geraumer Zeit massiv unter Druck setzt. Der Wandel vom (ver)sorgenden zum aktivierenden und investierenden Sozialstaat geht einher mit einer Neuerfindung des Sozialen: In der angestrebten „Aktivgesellschaft“ verkommen Mobilität, Flexibilität und Produktivität zu politischen Formeln, mit denen der individuelle Selbstzwang gesteuert wird.

Lessenich stellt unmissverständlich klar, dass der zunehmende Leistungsdruck für alle Altersklassen und in allen Bereichen der Gesellschaft wenig mit „Ärmel aufkrempeln“ zu tun hat, sondern mit psychischen und physischen Belastungen einhergeht, die an die Grenzen des auf Dauer Aushaltbaren gehen. An der parteiübergreifenden Entwicklung von Alternativen zu solchem Neoliberalismus arbeitet Prof. Lessenich auch als Kuratoriumssprecher der Programmwerkstatt „Institut der solidarischen Moderne“ mit. Damit kann nach seiner Überzeugung ein wichtiger Beitrag geleistet werden, ein anderes als das herrschende Wissen von den Möglichkeiten sozialpolitischer Gestaltung der Gesellschaft zu verbreiten. Diesem Anliegen dient auch das Geraer Gespräch.